Haircut : Griechenlands Stichtag 08. März

Viele Anleger fragen sich: Wird der Schuldenschnitt funktionieren, werden die „privaten Gläubiger“ dem Haircut zustimmen? Wenn ja, ist denen kaum zu helfen. Mit einem realen Schnitt von ~ 70% wäre es sicherlich cleverer, auf Jackpot zu spielen. Hierbei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, betrachten wir diese kurz im Einzelnen. Wer gewinnt, wer verliert und wer sind eigentlich die Beteiligten. Wer einen Blick auf die Details wirft, dem dürfte ßbermorgen kaum eine ßberraschung ins Haus stehen.


Zunächst sollte klar sein, dass die „privaten Gläubiger“ nicht aus Opa Hermann und Oma Liese bestehen, sondern aus Banken, Versicherungen und Fonds etc.

Die vermutlichen Verluste dürften bereits weitestgehend abgeschrieben sein und so ist ein großer Teil des Drucks draußen. Das Gesamtvolumen der Anleihen wird mit 206 Milliarden Euro angegeben und die „privaten Gläubiger“ sollen auf 53 % ihrer Forderungen verzichten, andernfalls, sollte man bei weniger als 90 % Beteiligung liegen, würde man die Collective Action Clause erzwingen, so die Aussage. Gesetzlich ist es zwar bereits vorgesehen, jedoch müsste spätestens an diesem Punkt das „Kreditereignis“ seitens der ISDA ausgerufen werden, was einige US-Banken in den Ruin treiben würde.

Besonders kritisch ist es im Fall einiger Hedgefonds, deren Beteiligung in griechischen Anleihen nicht ganz klar ist, die Zahlen varieren zum Teil sehr stark. Der internationale Bankenverband IIF hat einen entsprechenden Anleihentausch bereits ausgehandelt, aber auch hier müssen die einzelnen Gläubiger noch zustimmen. Auch für diesen Fall dürfte das „Schweigegeld“ der EZB dienlich sein, welches in zwei Tendern über den Märkten ausgegossen wurde.

Wer sich zum Tausch bereit erklärt, bekommt zum einen 46,5 % des ursprünglichen Wertes in neuen Anleihen. Aufgeteilt wird das Ganze dann in ~ 2/3 EFSF besicherte Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren und 1/3 EFSF-Papieren mit einer Laufzeit von 1-2 Jahren mit britischem Recht. Dieses soll dann vor einer weiteren CAC schützen, welch ein Trost.

Nun stellt sich die Frage, wird der Tausch wirklich erzwungen? Warum nicht auf Jackpot spielen und auf 100 % hoffen? Was helfen Anleihen, die unter der Inflationsrate notieren mit einer Laufzeit von 30 Jahren? Der reale Verlust akkumuliert sich so auf ungefähr 70-80 %, befürchten Experten. Besonders wer im Besitz so genannter Credit Default Swaps, also Kreditausfallversicherungen, ist, dürfte diesem Ereignis recht entspannt ins Auge blicken.

Schlimmstenfalls bekommen die Gläubiger nach der erzwungenen Collective Action Clause immernoch den gleichen Anteil wie vorher. Welchen Grund sollten also die privaten Gläubiger haben, auf dieses „großzügige“ Angebot einzugehen?

Wenn es nicht ein abgekartetes Spiel ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Beteiligung privater Gläubiger ausreichend sein wird, um die erzwungene Collective Action Clause zu verhindern. Spannend wird dann die Frage, was macht die ISDA und die Ratingagenturen. Moodys hat bereits den Anfang gemacht und griechische Anleihen mit „C“ sprich Default oder Ausfall bewertet.
S&P hat der ISDA in die Hände gespielt und es als „Selective Default“ bezeichnet, was jedoch im Fall eines Zwangsumtauschs kaum zu halten sein dürfte.

Rein aus logischer Sicht, dürfte es ßbermorgen ordentlich scheppern und der „freiwillige“ Umtausch platzen. Wenn das passiert, gibt es mit Sicherheit zunächst ordentlich Druck auf den Euro, so dieses nicht bereits vorher eingepreist wird. Warten wir es ab und harren der Dinge, die dort kommen.

carpe diem


11 Responses to Haircut : Griechenlands Stichtag 08. März

  1. strom23 sagt:

    bomben artikel, fast die krux des „freiwilligen schuldenschnittes“ für die griechen gläubiger und der aus diesem wort resultierenden schwierigkeiten (milde ausgedrückt) bestenes zusammen.

    obwohl der hase in der falle sitzt
    bin ich mir sicher das wir ein hintertürchen sehen werden das sich heute oder morgen auftut. eventuell läßt man auch einen kandidaten ausbluten. wie 2008 lehman um die cds scheiße weiter am leben zu erhalten.

    gespannt ich bin !!!

  2. http://www.handelsblatt.com/politik/international/schuldenkrise-in-griechenland-setzt-sich-der-hunger-fest/6273708.html

    spannend wird auch in welchem europäischem land als erstes das militär zur rettung der europäisch verordeneten währung (=nicht eu) eingesetzt wird?

  3. Yadahaddu Iriwadschi sagt:

    Der von Josef Ackermann geführte Weltbankenverband warnt: Wenn Griechenland fällt, sieht es schlecht aus für Italien, Spanien, Irland und Portugal sowie die EZB.

    http://www.welt.de/wirtschaft/article13905858/Weltbankenverband-malt-Horrorszenario-fuer-Europa.html

  4. Jens Blecker sagt:

    Wird eben einigen der Gläubiger klargemacht, was geschieht wenn die nicht spuren?
    Mal im Auge behalten das Ganze. Das Ganze ist eine Chronologie des Wahnsinns.

  5. Irmonen sagt:

    Wenn Griechenland fällt, sieht es schlecht aus für Italien, Spanien, Irland und Portugal sowie die EZB…

    …ja schaut dann schlecht aus für Portugal, hat doch der Schäuble da dem Dingsda (Name?) versprochen, so ganz unter sich, (leider mit Tonmitschnitt), dass wenn Griechenland seine Geldtranche hat, danach für die Portugiesen der Geldsäckel des Deutsch-Michel geöffnet werden wird, obs dem passt oder nicht.

  6. Frank H. sagt:

    Griechenlands Schulden. Für uns Europäer wohl ein problem, aber für die Weltpolitik im Moment zweite Reihe.
    Im Osten spielt die Musik auf. Und dort entstehen junge Sterne am Himmel.
    Die Europäer sind so blind und arrogant, gehen lieber mit den USA und England und Israel baden bzw. lösen ihre Probleme durch Kriege. Das haben weder Russland noch China nötig. Sie bauen gerade ein Haus – still und leise.

  7. sternenstaub sagt:

    Berlin ß? Die Beteiligung Deutschlands an den bisherigen Milliardenhilfen für Griechenland hat sich für die Steuerzahler bisher ausgezahlt. Bis Ende 2011 hat die Regierung in Athen für deutsche Kredite 380 Millionen Euro Zinsen überwiesen. Das geht aus einer ßbersicht des Bundesfinanzministeriums hervor. Im Rahmen des ersten Griechenland-Hilfspakets hat die Bundesrepublik dem Euro-Partner Darlehen von insgesamt 15,17 Milliarden Euro gewährt, um das Land vor der Pleite zu retten. Der Zinssatz habe zwischen 3,423 und 4,528 Prozent gelegen.

    http://www.bild.de/home/telegramm/home-telegramm/telegramm-15478948,textId=23003856,tabindex=0.bild.html

    Chronologie des Wahnsinns ?
    Mich wundert ,das die Menschen diesen ganzen Schmarrn auch noch glauben .
    Es jagen Meldungen durch den Aether wie : 1 Billion Euro fuer Griechenland Rettung.
    Wir reden von einem Land, was so winzig ist im Vergleich zu Europa ,das ich mich da nur noch fragen muss :
    Wieviel Irrsinn muss da noch erzaehlt werden, bis das mal einer hinterfragt : stimmt das ueberhaupt ?
    Was da seitens der Politik und Banken abgeht ist der groesste Betrug der Menschheitsgeschichte, und keiner hat mal die Eier denen auf die Finger zu kloppen .
    Russland und China werden auch noch ueber den Klee gelobt.
    Die hocken alle unter einer Decke, und verarschen gerade per excellence die Weltbevoelkerung .
    Hauptsache, die Menschheit wird in dem Polaritaeten Spiel gehalten .
    Wir werden in die Geschichte eingehen : soviel dumme Menschen hat es noch nie gegeben .
    Wir sind alle so sachlich, so ziviliesiert ,ich denke mal, das jeder Neandertaler das ratz fatz geregelt haette.
    Dies Kiste ist sowas von verfahren, das sie verfahren ist.Und man kann wirklich nur auf Sonnenstuerme hoffen, das alles lahmgelegt wird, auf unbestimmte Zeit.
    Vielleicht lernen wir dann mal wieder Mensch zu werden, und keine wandelnden Bankkonten .
    Das Merkel schuetzt die Spareinlagen , sprecht sie heilig .Und Joe Ackermann „Habemus Papa“ .
    Die Weltreligion ist Geld .
    Soviele Gläubige wie diese Religion hat, hat es noch nie gegeben .
    Seit 2007 werden wir mir dieser Show bedient .Und das Ding wird immer bizarrer .
    Diese Nummer waere gar nicht machbar, wenn nicht Milliarden Menschen da mitmachen wuerden .
    Das ist ein globale „Kaffefahrt“.
    Lösung ?
    Es gibt keine .
    Die Gewinner stehen fest .
    Das „Aufwachen“ wird dsnn lediglich geschehen in Form on „Scheisse, ich war nicht dabei “ , und vielleicht dann die Erkenntnis „Das war auch nie so vorgesehen „.
    Meine Conclusion :
    Ich glaube , das die eher ueberrascht sind, das es so einfach geht .
    Oder aber : die wussten von Anfang an, das unsere eigene Gier die staerkste Waffe ueberhaupt ist, um das durchzuziehen.

    lieben Gruss
    Helga

  8. Yadahaddu Iriwadschi sagt:

    Die griechische Regierung teilte mit, die Umtauschfrist ß? falls notwendig ß? bis zum 12. März zu verlängern.

    http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=14855

  9. Jens Blecker sagt:

    Also das ist mit Sicherheit gelogen, aber warten wir mal ab.

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