USA-Staatsbürger : Das entscheidet sich nach Tageslaune

Die heutige Topnews in der New-York-Times überrascht kaum, jedoch zeigt diese recht deutlich, wie die USA mit zweierlei Mass messen. Amir Mirzaei Hekmati wurde im Iran wegen Spionage für die USA zum Tode verurteilt, wie hoch der Wahrheitsgehalt ist, lässt sich kaum abschätzen. Interessant ist der Umstand, wie in der NYT als Topstory versucht wird ihn als ehrenhaften Ex-Marine und US-Bürger zu stilisieren. Hier muss jedoch die Frage erlaubt sein, was mit anderen US-Bürgern ist, die ohne jede Verhandlung nur eines Verdachts wegen, in Guantanamo-Bay halb zu Tode gequält werden. Da reicht es schon, wenn nur der Finger auf der Landkarte einen arabischen Staat gestreift hat.


Bevor ich weiter auf den Artikel der NYT eingehe, möchte ich kurz einige Zeilen aus Wikipedia zu Amir Mirza Hekmati zitieren:

On December 18, 2011, Hekmati appeared on Iranian state television, detailing his confession to infiltrating Iran, in order to establish a CIA presence in the country. Iran alleges that Hekmati’s mission was to implicate the country of state-sponsored terrorist activities.
[…]
Hekmati maintained that his mission pertained to maintaining a presence, rather than undermining the integrity of the country.
[…]
Iranian officials said that Hekmati joined the US military in 2011, where he underwent intelligence training. They said he worked for the Defense Advanced Research Projects Agency between 2005 and 2007. Shortly before his mission to Iran they said he prepared at Bagram Airfield.
[…]
On January 9, 2012, Iran’s Revolutionary Court found Hekmati „Corrupt on Earth and Mohareb“ and sentenced him to death for cooperating with the United States.[1]

ßbersetzung:
Am 18. Dezember 2011 trat Hekmati im iranischen Staatsfernsehen auf und bekannte sich dazu, den Iran zu infiltrieren um eine CIA-Präsenz im Land zu etablieren.
[…]
Heckmati behauptete, dass sein Auftrag sich nur auf die Aufrechterhaltung einer (CIA) Präsenz bezog und nicht darauf, die Integrietät des Landes zu unterhöhlen.
Der Iran behauptet, das es Heckmatis Mission war, das Land in staatlich unterstützten Terrorismus zu verwickeln.
[…]
Iranische Beamte gaben an, dass Heckmati 2011 dem US-Militär beitrat, wo er sich einer geheimdienstlichen Ausbildung unterzog.
Weiterhin sagten diese, er habe von 2005-2007 für die Defense Advanced Research Projects Agency gearbeitet.
Kurz vor seiner Mission wurde er auf der Bagram Airforce-Base vorbereitet worden.
[…]
Am 09. Januar 2012 befand das iranische Gericht der Revolutionsgarden Heckmati für schuldig und verurteilte ihn für die zusammenarbeit mit den USA zum Tode.

Zumindest scheint sich Hekmati zu Teilen der Anklage schuldig bekannt zu haben, davon liest man in dem Artikel der NYT nichts. Zumindest bestätigt Reuters.com es in einem Artikel. In den USA würde er sehr wahrscheinlich in Guantanamo an einer Hundeleine gassi geführt werden und bis an sein Lebensende zum Waterboarding eingeladen werden, also auch nicht unbedingt die Krone der Menschenrechte.

Hier nun einige Zeilen aus der NYT dazu:

Iranß?s judiciary on Monday sentenced to death an imprisoned American convicted of espionage for the Central Intelligence Agency. The punishment shocked his family and was imposed against a backdrop of increasingly bellicose relations with the United States over the disputed Iranian nuclear program.
The sentence against the American, Amir Mirzaei Hekmati, 28, a former Marine, was likely to become a new point of contention, and possible bargaining leverage, in Iranß?s struggle against the West over its nuclear program.[2]

ßbersetzung:
Irans Justiz verurteilte am Montag einen inhaftierten Amerikaner, der wegen Spionage für die CIA angeklagt war, zum Tode.
Die Strafe schokierte seine Familie und wurde vor dem Hintergrund der steigenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran, wegen dessen umstrittenen Atomprogrammes verhängt.
Das Urteil gegen den Amerikaner Amir Mirzaei Hekmati, ein 28 jähriger ehemaliger Marine, wurde warscheinlich als Druckmittel für eine Verhandlung des Irans im Kampf mit dem Westen wegen seines Atomprogrammes verhängt.

Zumindest ist auch hier wieder eine recht einseitige Propaganda zu erkennen und in dem Artikel wird noch darauf eingegangen, dass das Weisse Haus und das State Department dementieren, die CIA lehne eine Stellungnahme ab. Unbestritten sind in dem Artikel die umfangreichen familären Verbindungen Hekmatis in den Iran.

Möge sich jeder seinen eigenen Teil denken, aber zumindest eine bessere Grundlage hierfür haben.

Carpe diem

Update: Video dazu

[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Amir_Mirzaei_Hekmati
[2] http://www.nytimes.com/2012/01/10/world/middleeast/iran-imposes-death-sentence-on-alleged-us-spy.html?nl=todaysheadlines&emc=tha2


11 Responses to USA-Staatsbürger : Das entscheidet sich nach Tageslaune

  1. Jens Blecker sagt:

    Manchmal frage ich mich, was wohl Sache wäre, wenn ich mal Urlaub in den USA machen würde. Ob die mir dann auch direkt sonen schicken roten Strampler schenken und einen Badeurlaub auf Guantanamo? 😀

  2. Jens Blecker sagt:

    Immerhin wurde doch die Free Speech abgeschafft, oder habe ich da was falsch verstanden?

  3. anarruko sagt:

    wenn du für die „natinale sicherheit“ eine gefährdung darstellst, ist alles möglich.

  4. TheFreeInformation sagt:

    Also wenn man mal genau drüber nachdenkt sollten Leute wie Du, Alex Benesch und auch ein Freeman nicht mehr in die USA reisen. Ich persönlich hätte an deiner Stelle echt ein mulmiges Gefühl dabei…..

  5. Blubb sagt:

    Ist es nicht sowieso Fakt, dass wenn du in den USA umherreist mit einem Bein im Knast stehst? Die Gesetze, die die da haben, sind teilweise sehr abstrus. Manche werden zwar nicht mehr angewandt (In manchen Staaten ist das Schlagen der Frau, mit einem Gürtel der eine gewisse Breite nicht überschreiten darf, nach dem Gesetz, rechtens) aber die haben ja schon seit jeher, die abstrusesten Wege für eine Verurteilung gesucht und gefunden.

  6. olf sagt:

    Wir stellen alle kein Sicherheitsproblem dar.
    Wir lassen uns nur nicht medial verdummen.
    Wer sich so kritisch mit dem Weltgeschehen auseinandersetzt findte halt schnell heraus wie der Hase läuft.
    Es ist eher umgekehrt das diejenigen die diese drakonischen Gesetzte machen ein Sicherheitsproblem sind.Nämlich für unser aller Sicherheit.
    Man sollte sich daher nicht nur fragen ob eine Einreise in die USA sondern auch nach England, Australien, Kanada, Neuseeland, Israel problematisch werden könnte.
    Diese Länder würden nämlich ohne mit der Wimper zu zucken gegenseitig ausliefern!

  7. olf sagt:

    Geh al aufs Ländliche da fragen die dich ernsthaft wer nacht aufm Mond das Licht anmacht.
    🙂

  8. olf sagt:

    Die Antwort drauf war „Der Präsident, der hat nen Schalter für“.
    Hehe.

  9. Frank H. sagt:

    Die USA ist seit dem 01.01.2012 ein Stasi / gestapo Staat mit den echten Naziverbrechern an der Spitze, die wahrscheinlich schon zusammen mit ihren europäischen Freunden den 1. und 2. WK verursachten.
    Wer nach USA reist sollte vorher eine Risikoabsicherung auf den Todesfall oder das Verschwinden für die Hinterbleibenen abschließen! Nicht china oder Russland sind da die Pösen, nein auch die USA sind es.
    Anbei ein Exklusivinterview Celentes, der super dazu passt. Es kommen einem die Tränen der Wut ob der eigenen Machtlosigkeit dabei.

    „Gerald Celente: Politik ist Showbusiness für die Hässlichen

    Der amerikanische Zukunftsforscher Gerald Celente rechnet im April 2012 mit dem Zusammenbruch Europas. Alle Mahner, die bis dahin vor einer hohen Gefahr für die soziale Sicherheit in Europa und auch in Deutschland warnten, werden dann Recht bekommen, so der Analyst. In einem exklusiven KOPP-Interview macht Celente für die düstere Weltsituation vor allem gierige Banker und raffgierige Politiker verantwortlich.
    Gerald Celente ist überhaupt nicht gut auf die Banker zu sprechen. Doch noch schlimmer sind für ihn die derzeitigen Politiker. Während auch in Deutschland das Ansehen dieser Berufsspezies inzwischen die letzten Ränge der Umfragelisten belegt, sieht Celente diese Vertreter als »so ziemlich die niedrigste Stufe der menschlichen Existenz, die ich je getroffen habe«. In einem exklusiven Beitrag für den KOPP Verlag lässt Celente seinem ßrger freien Lauf:
    »Als ich noch für die Politik gearbeitet habe, war das der schlimmste Job meines Lebens. Ich habe

    erwachsene Männer gesehen, die sich für nichts zu schade waren, nur um nach oben zu kommen. Politiker sind schlechte Menschen und stehen nur ganz vorne, wenn es um ihre finanziellen Interessen geht. Eine billige Masche, aber gegen Geld sind sie für alles zu haben. Wer sind denn diese Politiker? Das sind genau dieselben, die wir schon in der Schule oder auf der Uni nicht leiden konnten. Die, die immer Klassensprecher sein wollten oder Studentenführer . Die, die wir nie mochten, erzählen uns jetzt, was wir zu tun haben. Für sie werden rote Teppiche ausgerollt, sie stehen im Blitzlichtgewitter der Paparazzi und jeder hebt sie in den Himmel und applaudiert ihnen. Politik ist Showbusiness für die Hässlichen. Es ist alles eine wahre Lüge und eine riesige schlechte Show. Also: Was sind Politiker? Es sind Prostituierte, die nichts bringen«.

    Celente vergleicht die aktuellen Probleme der Euro-Zone mit denen der Vereinigten Staaten: Beide stehen vor riesigen Schuldenbergen und haben keine Chance, sie je zurückzuzahlen. Und die EZB mache jetzt genau das Gleiche wie vorher die Fed: »Sie schaufelt Geld zu ihren Freunden und in die Banken. Damit haben die Banker die Macht in allen wichtigen Hauptstädten der Welt übernommen. Es gilt der einfache Slogan: Banker haben die Kontrolle«.

    Eine explosive Mischung für unseren Globus: Raffgierige Banker, die die Macht übernommen haben und größenwahnsinnige Politiker, die den Bankern in die Hände spielen. Celente ist aufs Höchste alarmiert: »Psychopathen und Soziopathen sind es, die die Welt bestimmen. Sie wollen uns jede Woche in einen anderen Krieg führen. Und das sind Leute, die keinen einzigen Tag in ihrem Leben gekämpft haben. Trotzdem sind sie gewillt, andere Leute in den Tod zu schicken und Unschuldige umzubringen«.

    Kriege, Krisen, Armut, das sind die weltweiten Zukunftsaussichten, die wir auch unseren Kindern auf die Schultern laden. Gnadenlose Analysten wie Gerald Celente warnen schon seit vielen Jahren, doch zuhören wollen nur wenige. Auch die globalen Anti-Bewegungen, die sich nun zunehmend formieren gegen das Machtkartell von Raffgier und Skrupellosigkeit, sah Celente schon seit Jahren voraus:

    »Wir haben darüber geschrieben, bevor es passiert ist ß? bereits 1995. Ich habe es damals nicht »Occupy Wall Street«, sondern den »Marsch über die Wall Street« genannt. Ich habe vorausgesagt, dass die Jungen, die Arbeitslosen und die nicht Arbeitsfähigen über die Wall Street marschieren würden. Als Grund dafür habe ich die große Lücke zwischen Reich und Arm genannt. Ich habe auch vorausgesagt, dass sich das auf die ganze Welt ausbreiten würde. Und ß? was ist passiert? Was war der Auslöser für die Revolution in Tunesien? Wir sehen viele junge Leute mit Universitätsabschluss und Ausbildung. Sie bekommen keine Jobs ß? das Volksvermögen wird von ganz oben geraubt. Das geht weiter nach ßgypten, weiter in den Jemen, nach Bahrein, Syrienß? Aufstände und Proteste in Griechenland, Proteste in Italien, Proteste und Aufstände in England, »Occupy« ist überall. Das ist der Beginn des ersten großen Krieges im 21. Jahrhundert. Das ist so alt wie die Geschichte. Wir erleben gerade eine Wiederholung der 20er und 30er Jahre. Den Crash von 1929, die große Depression, Währungskriege, Handelskriege, Weltkriege. Genau dasselbe heute: Währungskriege, Handelskriege und in letzter Konsequenz ein Weltkrieg. Unterm Strich ist es der Klassenkampf, der immer wieder passiert. Viel zu wenige haben viel zu viel und viel zu viele haben viel zu wenig. Wenn nicht das Geld von oben auf den kleinen Mann auf der Straße fällt, beginnt das Blut durch die Straßen zu fließen«.

    Lesen Sie morgen den zweiten Teil

    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/redaktion/gerald-celente-politik-ist-showbusiness-fuer-die-haesslichen.html

  10. Frank H. sagt:

    Seit 1.1.12 solltest Du besser auf der Straße deinen Mund halten. DDR 2.0 = USA!

  11. Frank H. sagt:

    An dieser Stelle ganz bewusst einen Artikel von G. Wisnewski zum Thema asymmetrische Kriegsführung der NATO gegen Afrika:
    „Gaddafis Alltag: Ein Insider packt aus“
    „Gerhard Wisnewski

    Wer war der am 20. Oktober 2011 von »Rebellen« gelynchte Muammar al-Gaddafi wirklich? War er tatsächlich ein skrupelloser »Diktator«, wie die westliche Propaganda behauptet? Oder doch ein treusorgender libyscher Revolutionsführer, wie er sich selbst gerne sah? Im Dezember 2011 packte ein echter Insider aus. In einem Interview für das serbische Fernsehen gewährte Gaddafis langjähriger Küchenchef authentische Einblicke in das Leben des Revolutionsführers. Ein Interview, das man hierzulande natürlich nicht zu sehen bekam…“
    Warum ausgerechnet das serbische Fernsehen? Nun ß? ob man’s glaubt oder nicht, aber erstens war der Koch des libyschen »Diktators« Gaddafi Serbe. Zweitens verlor auch Serbien beziehungsweise Jugoslawien seinen Staatschef Milo?eviß durch einen NATO-Krieg und professionell angezettelte Massendemonstrationen, woraus schließlich eine ganze Revolutionsindustrie hervorging, die ihre Produkte in alle Welt »exportierte«. Von der serbischen Umsturzorganisation Otpor! wird behauptet, dass sie bereits in fast 40 Staaten aktiv geworden sei

    und Rebellionen herbeigeführt habe. Auch deshalb dürfte Gaddafis Schicksal in Serbien von Interesse sein. Schließlich kam auch der serbische »Diktator« Milo?eviß nach einem NATO-Krieg gegen sein Land ums Leben ß? und zwar am 11. März 2006 im Gewahrsam des so genannten Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Todesursache: »Herzinfarkt«.

    As-sal?mu ‚aleikum, Herr Gaddafi

    Fast klingt es wie kitschige Propaganda, wenn Gaddafis ehemaliger Küchenchef erzählt. Nur: warum sollte er noch Propaganda machen? Gaddafi ist tot, sein Libyen ist untergegangen, und Gaddafis Koch Miodrag Djordjevic ist längst wieder in Serbien. Der nette, freundliche Herr mit den grauen Schläfen und der Brille lächelt, wenn er über seinen früheren Arbeitgeber spricht. Kein böses Wort über Gaddafi kommt über seine Lippen. »Ich ging am 13. Januar 1990 nach Libyen«, erzählt Djordjevic in dem TV-Interview. Nach einem halben Jahr sah er den libyschen Revolutionsführer zum ersten Mal. Djordjevic war gerade in der Küche von Gaddafis Residenz und servierte das Frühstück für die Kinder, als der Hausherr den Raum betrat: »Er kam von hinten und sagte als erstes ß?As-sal?mu ‚aleikumß?. Ich drehte mich um und bekam einen Schrecken. Dann fragte er mich auf Serbisch: ß?Wie gehtß?sßß. Ich war verblüfft: Wie kam es, dass er unsere Sprache beherrschte? Das war unsere erste Begegnung ß? sehr aufregend.«

    Gaddafi sei nicht sehr anspruchsvoll gewesen, erzählt der Küchenchef. Manchmal habe er selbst mehr im Kühlschrank gehabt als der Revolutionsführer. Der aß am liebsten libysche Nationalgerichte, erzählt Djordjevic, der immer wieder Fotos von sich und Gaddafi vorzeigt: Morgens Asida, einen Getreidebrei, später am Tag M’gat’a, eine Art gehackte Spaghetti, Couscous oder Bazeen, einen leckeren Auflauf aus Lamm, Kartoffeln und Eiern. Bei Staatsbesuchen legte Gaddafi Wert auf einheimische Kost für die Besucher. Essen wegzuwerfen war ihm ein Gräuel. Eines Tages holte er eigenhändig nur oberflächlich ausgeschälte Wassermelonen wieder vom Müll. Gaddafis hölzerne Essschüssel hat Djordjevic, seit Juni 2011 wieder in Serbien, noch heute.
    Das serbische Fernsehen interviewt Gaddafis ehemaligen Küchenchef Miodrag Djordjevic
    http://www.youtube.com/watch?v=4dRhoo_IJ08&feature=player_embedded
    Nichts geht über »Made in Germany«

    Aller Bescheidenheit zum Trotz wurden seine Residenz und sein Haus allerdings von Deutschen in Stand gehalten: »Sie wussten alles über seine Residenz und seine Bunker. Alle seine Geräte und technischen Ausrüstungen kamen aus Deutschland.« Dass man Gaddafis Residenz ohne Sicherheitskontrollen betreten konnte, habe sein großes Vertrauen in die Menschen gezeigt. Auch das Essen sei nicht überprüft worden, bevor es auf den Teller des Revolutionsführers kam. Es wurde ihm von der Küche »direkt auf den Tisch serviert«, so Djordjevic: »Er vertraute uns vollständig«.

    Gaddafis Nachwuchs wurde von 1990 bis 1996 von Djordjevics Frau Suzana betreut. Gaddafi hatte acht eigene Kinder ß? eines aus der ersten und sieben aus seiner zweiten Ehe. Er habe größten Wert darauf gelegt, dass seine Kinder wie alle anderen erzogen wurden und keine besonderen Schulen besuchten. Sie sollten nicht in Luxus und Arroganz aufwachsen, und er wollte nicht, dass sie bevorzugt oder als etwas Besonderes angesehen wurden. Er verbrachte viel Freizeit mit ihnen, war aber auch streng. Als Sohn Hannibal einmal nicht gut in der Schule war, bestrafte er ihn und nahm ihm den Fernseher und die Stereoanlage weg. Später brannte er eine Luxuskarosse nieder, die einer seiner Söhne gekauft hatte. Alkohol war natürlich ß? da gesetzlich verboten ß? ohnehin tabu.

    Geld für die späteren Todfeinde

    Es sei oft von Gaddafis Großzügigkeit gegenüber anderen Staaten und Staatschefs die Rede gewesen, sagt der Interviewer. Ja, Gaddafi habe sehr viel getan, antwortet Djordjevic. Obwohl er der Koch gewesen sei, habe er viel davon mitbekommen. Am meisten habe Gaddafi Afrika geholfen: »Er gab wirklich jede Menge Geld an Afrika«. An europäische Staatschefs auch? Und ob, meint Djordjevic: Der griechische Premierminister Papandreou habe im Gegenzug für die Zusage, Touristenkomplexe in Libyen zu errichten, 20 Millionen Dollar erhalten. Nicolas Sarkozy habe Geld für seinen Wahlkampf bekommen und seine Macht demnach zu einem guten Teil Gaddafi zu verdanken. »Derselbe Sarkozy, der den Bombenkrieg gegen Gaddafi begann?«, will der TV-Reporter wissen. »Exakt«, antwortet Djordjevic. Auch der italienische Ministerpräsident Berlusconi habe zu den Geldempfängern gehört.

    Wer von den hohen ausländischen Gästen Djordjevic am meisten beeindruckt habe, fragt der Interviewer. Der ägyptische Präsident (von 1981 bis 2011) Mubarak, lautet die Antwort. Außerdem der damalige palästinensische Präsident (von 1996 bis 2004) Jassir Arafat. Bei dessen Landung sei das Flugzeug im Sand stecken geblieben, und Gaddafi sei persönlich hingerannt, um nach dem Rechten zu sehen. ßber die Treffen mit den europäischen Staatschefs sei er nicht wirklich glücklich gewesen. Manchen ließ er tagelang warten, zum Beispiel den französischen Staatspräsidenten (von 1995 bis 2007) Jacques Chirac. Den ließ er einfach in Tripolis sitzen und wollte ihn stattdessen in seine Heimatstadt Sirte bestellen. Gaddafi »war auf Afrika hin orientiert; er wollte es vereinen, er wollte die muslimischen Staaten zu einem vereinten und kompakten Block machen. Aber nun bleibt alles so, wie es war.«

    Diktator oder nicht?

    »Waren Sie erschüttert, als Sie von seinem Tod hörten?«, fragt der TV-Reporter. »Ja, furchtbar. Ich war total am Boden zerstört. Nach der ganzen langen Zeit konnte ich nicht glauben, dass einem so großen Staatschef und Revolutionsführer so etwas passieren kann.« ß? »Gaddafi ist nicht mehr, aber ich habe sein Andenken behalten«, sagt Djordjevic und zeigt ein Medaillon mit einem Bild des ehemaligen libyschen Staatschefs. Und dann die entscheidende Frage: »Sie haben Gaddafi und seine Familie 20 Jahre lang gekannt. Können Sie mir nun die Frage beantworten, ob er ein Diktator oder ein Revolutionsführer war?« ß? »Er war nur der Führer der Revolution, in keiner Weise ein Diktator«, antwortet Djordjevic: »Denn ein Mann, der sich um alles sorgt, und sich von ganzem Herzen das Beste für sein Volk wünscht, kann kein Diktator sein.«“
    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/gerhard-wisnewski/gaddafis-alltag-ein-insider-packt-aus.html

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